Teile der Schneeplatten drohten abzubrechen und möglicherweise die Schienen zu verschütten. Schon jetzt gibt es zwischen Eckhardtsleben und Illeben eine Langsamfahrstrecke. Für den 1. Bezirksleiter und Notfallmanager Winfred Lehmann eine schwere Aufgabe.
Hilfe bekam er aus Eisenach, Erfurt, Suhl und aus Bayern. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag rückte das Technische Hilfswerk vom Ortsverband Eisenach an. Grundlage bildet eine langfristige Vereinbarung mit der Bahn AG. Der betroffene Abschnitt gehört zum Wirkungsbereich der Eisenacher. Zuvor wurde vor Ort entschieden: Es muss gesprengt werden.
Nur wenige Personen dürfen Schneebretter sprengen. Die THW-Spezialisten aus Bayern und ein Sprenghelfer aus Suhl wurden alarmiert. Samstag früh starteten sie in Rosenheim, Miesbach und Traunreut. Eng war das Zeitfenster, von 0.20 Uhr bis gegen 4.30 Uhr verkehrt auf der Strecke kein Zug, da durfte gearbeitet werden. Stunden zuvor liefen die Vorbereitungen an.
Genehmigungen wurden von den Behörden eingeholt, Kräfte und Mittel geplant. Die Eisenacher Helfer wurden um zehn Uhr und weitere um 17 Uhr alarmiert.
Durch die Helfer wurden die zwei Einsatzstellen zunächst ausgeleuchtet. Immerhin waren diese jeweils 100 Meter lang. Die Sprengungen wurden zügig vorbereitet und gezündet, punktgenau die Überhänge beseitigt. Wenige Schneebrocken kamen aufs Gleis, so hatte die Fräse (eigens aus Dresden gekommen) keine große Mühe mehr. Insgesamt wurden 80 kg Sprengstoff und 200 Meter Zündschnur benötigt - ein Beleg, dass es nicht einfach ist, Schneemassen zu sprengen. Für die erfahrenen Sprengspezialisten aus Bayern stellte sich die Aufgabe nicht problematisch dar. Sie lösen oft in ihrer Heimat, in den Alpen, gewollt Lawinen Ziel gerichtet aus. Und so war es für die Thüringer interessant, von den Männern etwas über den Schnee, seine Gefahren und den Umgang damit kennen zu lernen.
An der anderen Gefahrenstelle entschied sich das THW mit den Helfern per Hand die Übergänge abzutragen. Dazu wurde mit «Technik und Verstand» gearbeitet und manch Schneetücke überlistet. Da jedoch die Aufgabe umfangreicher wurde, bekamen die 30 Eisenacher noch Hilfe von elf Kameraden aus Erfurt.
Gegen 6 Uhr war die Aktion erfolgreich beendet. THW-Zugführer Thomas Fischer aus Eisenach nach 14 Stunden Einsatz: «Ich kann das weiße Zeug nicht mehr sehen. Ich will Frühling!»
Für die Eisenacher war die Einsatzstelle nicht unbekannt. Zum Heiligen Abend waren sie bereits dort. Nur mussten sie damals PKW auf der verwehten Straße bergen.